quarta-feira, 29 de setembro de 2010

Über lesen und Sex





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Beim Schreiben einer elektronischen Botschaft an meinen alten Kapfenberger Freund Heli Türk kam mir der lustige Gedanke, lesen mit Sex zu vergleichen, beide Genüsse miteinander zu verbinden.
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Normalerweise beginnt der Mensch sich der Lektur zu widmen, ehe Sex ein Thema ist.
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Bei mir war es jedenfalls so, schnüffelte nebenbei im Mittelschulatlas meines Bruders, stieß dabei auf Kuriositäten, von denen sich unsereins in Kapfenberg gar nicht zu träumen wagte.
Entweder war die Stadt zu klein, die Mürz zu seicht, die Polizei zu streng... und der brav aufgeforstete Fichtenwald glich dem Dickicht des Regenwaldes wie Mürzbogen einer Favela, oder so.
Mit anderen Worten... am Anfang, noch in der Volkschule, als mir die Buchstaben so langsam vertraut wurden, war ich kein anspruchsvoller Leser.
Ich verschlang was da vor mir auf dem Küchentisch lag. Bäckerstolz, Lukullus, Stadt Gottes.
Später, bereits mit dem gelben Büchel der Städtischen Leihbücherei Nr. 660 in der Hand, wurde ich wählerischer... mà non troppo!
Insgeheim schämte ich mich, weil neben sogenannten seriösen Werken immer wieder Pipi Langstrumpf und andere Kinderbücher registriert erschienen... Willkommene Escapes aus den familiären Spannungen der Zimmerküchewohnung.
Immer und immer wieder wurden die selben alten und so so oft gelesenen Schmöker aus der Bücherstellage geholt...
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Nicht minder "unwählerisch" ging es in meinem, bereits mit komischen Hormonen bereicherten Blutkreislauf vor.
Oft genügten ein paar Zentimeter weibliche Waden, die zwischen Wintermantel und Stiefel hervorguckten, um mich kurzerhands und eigenhändig zu beflecken.
Vom eng anliegenden Trikot der Schwimmerinnen im Hallenbad ganz zu schweigen.
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Damals ging ich fast öfter beichten als duschen.
Waschlappen flattern in meinen obersteirischen Erinnerungen wie weisse Tauben bei Friedensdemonstrationen.
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Dann wurde ich aber wirklich wählerisch, las nur noch Autoren wie Hemingway, Graham Greene, zwischendurch einen Krimivon Ernst Hammer, aber auch Steinbeck, Orwell und liebte die Liebe, die platonische, und blieb wochenlang sündenfrei... jedenfalls was das 6. Gebot anbelangte... und wie ich das zu beurteilen und abzuschätzen wußte... anhand Beicht - und Samenspiegels.
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Im Ausland war es dann, als hätte ich zu schnell weitergeblättert. In Köln und Umgebung war ich "de Uhslända" und bald bemerkte ich, daß mein obersteirischer Akzent Wunder wirkte.
Ich las sehr wenig damals! Höchstens Bücher über Brasilien, mein Einsatzland als Entwicklungshelfer.
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In Portugal und während des Sprachkurses lag gerade Salazar im Sterben.
Damals schien mir, als ob kein einziger Portugiese es wagte, an Sex zu denken.
Der portugiesische Unterricht fand in der Bibliothek der deutschen Gemeinde statt.
Ich las in Oswald Spenglers Werken und holte mir den ersten Floh meines Lebens. Er war rot!
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Während der Schiffsreise nach Rio de Janeiro war Klopapier das Einzige, was ich in Form von Vegetalfaser berührte. Ich kam als Mumie zum Maskenball.
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In meinem Einsatzort am letzen Ende der Welt und inmitten eines Jurassic Parks oder einer Gravur con Lucas Cranach angelangt, griff ich wieder zu Büchern, aber auch an die Schenkel und Brüste der Lehrerin, die die Kleinen der Landarbeiter betreute... unten in der weit weniger keuschen Ansiedlung im Vergleich zum Zisterzienserkloster oben am Hügel, wo ich eine unwirtliche Zelle bewohnte.
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Damals und 1969 bis 1970 las ich die mir von meiner Grazer Freundin Ita eschenkten Bücher von Henry Miller und die vom Aldous Huxley, die mir mein Bruder schickte... am Ende der Stadtgemeinde namens Mundo Novo = Neue Welt. Bosheit des Lebens...
Die an einen Keuschheitsgürtel erinnernden Lebensbedingungen verhinderten möglicherweise Schlimmeres, selbst wenn ich Samstag morgens die Zwangsjacke meines Einsatzortes auf Pferdesrücken verließ, das Wochenende bei Freunden und Freundinnen in Mundo Novo und Rui Barosa verbrachte und erst Sonntag nachts zurückkehrte, weil der Gaul den Weg viel besser kannte als ich...
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Ausgestiegen und ohne Nabelschnur zu Österreich in Salvador, Bahia, war Deutsches für mich wie das Kruzifix für die Kapfenberger antiklerikalen Proleten.
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Mein Portugiesisch reichte noch nicht für das damals erschienene Buch von Jorge Amado: "Tenda dos Milagres"
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Irgendwann glich sich Sex mit dem Lesen aus, vertrugen sich diese beiden Laster in mir.
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Mit der Zeit wurde ich immer wählerischer und aspruchsvoller. Keine flüchtigen Abenteuer mehr mit Studienkolleginnen oder mit den Sekretärinnen anderer Kollegen.
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Mit dem Lesen geht es mir heute genauso.
Gestern ereilte mich ein neuer Aufsatz vom Eduardo Galeano, Autor der "Offenen Adern Lateinamerikas".
Heute erst wurde ich mit einem östereichischen Kriminalroman fertig, den ich vor Weihnachten von einem Freund aus Österreich zugeschickt bekam.
Ich brauchte so lange mit dem Krimi, weil ich ihn nur las, während ich morgens die Verdauung beende... und das geht sehr schnell bei mir. Zwei Winde und nach drei Minuen ist es geschehen und schiebe die Akryltür hintger mir zu und ich stehe schon unter der Dusche.
Dabei wundere ich mich, wie es da zu einem STEIFEN kommen kann... Zu einem steifen Umlschlag, meine ich.
Einen Hard Cover verdient meiner unbescheidenen Meinung nach nur ein Buch, das man vielleicht noch einmal in die Hand nehmen will um darin zu schmökern. Alfred Komareks "Polt" werde ich bestimmt nicht mehr angreifen. Dazu ist mir das Papier zu spröde.
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Irgendwann wird vielleicht auch bei mir das Interesse am weiblichen Geschlecht geringer werden und versiegen... wenn ich das erlebe und so alt werde wie Johannes Heesters.
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Was deutschsprachige Literatur betrifft, hilft beimir kein Viagra mehr, weder Levitra noch Cialis.
Deuschsprachige Literatur der letzten Jahre ist so interessant wie ein dreijähriger Fichtenwald, wie eine Gondel beim Interspar.

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