segunda-feira, 8 de novembro de 2010

Antiker Text über AuslandsösterreicherInnen ( 1995 )


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AuslandsösterreicherInnen

“Auslandsösterreicher” ist ein Sammelbegriff wie etwa Blumen und Vögel.
Man kann sich sehr leicht vorstellen, daß der typische und durchschnittliche Auslandsösterreicher heute an die 60 Jahre alt ist, in Südafrika lebt und Verwandte in mindestens 4 Erdteilen hat. Eine Schwester wohnt in Nordamerika und ein Sohn ist nach Australien ausgewandert...
Auslandsösterreicher sind wie alle anderen Auslandsausländer von Haus aus grundverschieden. Oft haben sie außer der gemeinsamen Muttersprache nichts gemein.
Sie sind einander ähnlich, wie eben ein Glockenblümchen einer Aster gleicht, oder ein Zaunkönig einem Pfefferfresser.
Ausschlaggebend für diese krassen Unterschiede ist die Vielfalt ihrer Geschicke, die die Auslandsösterreicher zu einer äußerst heterogenen Masse macht...
Es kommt vielfach darauf an, in welchem Alter der Auslandsösterreicher Inlandsösterreich verlassen; ob er alleine oder mit der Familie eine neue Heimat gesucht hat; ob er vor der Arbeitslosigkeit nach dem Krieg, oder vor dem Gespenst der Belanglosigkeit geflüchtet; ob er bewußt ausgewandert, oder nur zufällig im Ausland hängengeblieben ist; ob er noch ein österreichisches Dienstverhältnis hat, oder ohne Nabelschnur zum Geburtsland seine Existenz meistert; ob er Sehnsucht nach einem Röhrlsalat mit Kernöl, einem Krügerl Most, oder gar kein Heimweh hat...
Unterschiedlich sind die Geschicke auch aus geographischen Gründen, denn ein Salzburger, der in München wohnt, wird von den inlandsöstereichischen Behörden genauso als Auslandsösterreicher verbucht wie einer, der am Ende der Welt die rot-weiß-rote Fahne hißt.
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Es kann also durchaus geschehen, daß ein Auslandsösterreicher, der in Nordostbrasilien lebt, mit einem Auslandsspanier oft mehr gemeinsam hat, als mit einem anderen Auslandsösterreicher.
Es sind nicht mehr die Staatsgrenzen maßgeblich, sondern das Tun.
Nicht Emaus ist wichtig, sondern was dort geschah, wie Er das Brot gebrochen hat...
Ein weiterer Gesichtspunkt, der nicht ignoriert werden darf.
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Es gibt also mindestens genauso viele interessante Geschichten über Auslandsösterreicher, wie Auslandsösterreicher über den Globus verstreut sind.
Sie berichten nicht selten über lustige bis beklemmende Handikaps.
Von allen möglichen Entbehrungen, von Schwierigkeiten, sich der Mentalität der Wahlheimat anzupassen, sowie von Begegnungen mit Küchenschaben, Analphabeten und österreichischen Touristen, deren käseweisse Haut den Auslandsösterreicher blendet...
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Oft fühlt sich der Auslandsösterreicher mit seinen Stories mißverstanden und ausgeklammert.
Es fällt ihm schwer einzusehen, daß Inlandsösterreicher seine Erzählungen, die das Östereichersein im Ausland beschreiben, links liegen lassen und feierlich ignorieren.
In seinem Verdruß greift er sogar zu brutalen Verallgemeinerungen und schimpft alle Inlandsösterreicher verhätschelte Stubenhocker und wehleidige “Bochwotla”, die angeblich außer ihrem Nabel und den banalen Wehwehchen, die ihnen das Sparprogramm beschert hat, nichts sehen...
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”ÖSTERREICH sei viel größer als die paar inlandsösterreichischen Quadratkilometer”, beteuert er aufsässig.
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Österreich lebt im Herzen jedes Auslandsösterreichers weiter, ob Inlandsösterreicher davon Notiz nehmen wollen oder nicht...Nicht nur im südbrasilianischen Dreizehn Linden, oder in anderen Kolonien, sondern auch dort, wo der Auslandsösterreicher praktisch nur unter “Eingeborenen” seine private Robinsonade abstattet.
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Der Autor dieser Zeilen, ein Auslandsösterreicher, der in Salvador, Bahia, Nordostbrasilien, im “mezzogiorno” Südamerkas lebt, wünscht sich vom Osterhasen E-Mail-Adressen von Auslandsösterreichern, die auch in der 3. Welt ihr Zelt aufgeschlagen haben, und von jenen, die ein Zwigespräch mit ihm wagen und vertragen können...
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Die wirklichen Ambitionen sind aber weit weniger bescheiden. Sie peilen ein permanentes Forum für Auslandsösterreicher an. Dabei sollen nicht nur Auslandsösterreicher unter sich Erfahrungen tauschen können, sondern es soll damit auch Inlandsösterreichern die Möglichkeit gegeben werden, mitzureden um endlich das 10. Bundesland genauer kennenzulernen.

Salvador, Bahia, Brasilien 1995, überarbeitet 1996
Eine Initiative, die zum ersten virtuellen Treffpunkt für Auslandsösterreicher führte, dank Ruth Hoideker und ihrem Sérgio Lobo, die mit Reinhard Lackinger 1996 die erste Auslandsösterreicher- Homepage kreierten und Auslandsösterreicher wie Andrea Pilgram, Brunold Loidl, Christl Rössler, Siegfried Nouschak, Gottfried Ressl, Christian Schmid, Roberto Talotta, Eva Volf, Bernd Wender, Hans Rehberger, Margit Breuss, Franz Kienesberger, Helga, Johnny, Karlheinz "Hawk" Halter und viele andere mittels Internet zusammentrommelten.
Die Unterarme einiger dieser Menschen schlichteten sich mitunter auch in Gaststätten wie das Schweizerhaus und D´Landsknecht in Wien, Flieger in Baden und beim Heurigen in Klosterneuburg zu höchstpersönlichem Umtrunk.

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