segunda-feira, 11 de abril de 2011

Aprilwetter.... oder


Aprilwetter,

oder

Die exotische Sehnsucht des Menschen


Früher sehnten wir Mitteleuropäer uns nach Sonne, nach warmen Sommertagen.

Elfeinhalb Monate fütterten wir unser Fernweh mit Vorfreude, vierzehn Tage an der Adria zu verbringen. In Lignano Sabbiadoro, in Bibione, in Rimini.

Wir liebten den Anblick der Pinien, des Meeres, den Geruch der mit Sonnenöl oder Niveachreme beklecksten Körper und unsere erstaunlichen Sprachkenntnisse:"una birra alla spina, per favore, se possibile Gösser!"


Dann erschien Helmut Qualtinger, nützte die schwere Verletzung seines Namensvetters Helmut Haubergers um uns zu sagen, Brutalität wäre ein Kick zwischen Kapfenberg und Simmering... und nicht irgendein Stierkampf in Barcelona.

Das war zu Beginn der 60erJahre, als unsere Industriearbeiter begannen, die Costa Bava unsicher zu machen:"dos cervezas y papas fritas por favor!... Usted tiene Gösser"?


Heute beobachte ich hier in Salvador, Bahia, Basilien, vor meinem thematischen Beisl sitzend, europäische Urlauber, wie sie von unserer Tropensonnne rot-weiß-rot gebrannt, eine kleine Hure am Arm, durch unser Strandviertel laufen.

Nach wie vor sehne ich mich nach Touristen mit etwas Kultur, Anstand und nicht allzu magerer Brieftasche, die durch unsere altösterreichische Speisekarte Dekoration und unsere Musikkulisse aus den 50er und 60er Jahren angezogen werden.

Es bleibt aber keiner stehen und es kommt von diesen traurigen Figuren auch keiner zu mir.

Gott sei Dank!


Heute sehnen wir uns nach sombra e água fresca, also nach Schatten und frischem Wasser!Nach einem eiskalten Bier, dem bei mir im Bistrô PortoSol ein jeder etwas Hopfenextrakt zufügt, um es je nach Geschmack zu verändern.


Heute sehnen wir uns nach Ferientagen in den Bergen Südbrasiliens, freuen uns auf möglichst schlechtes Wetter und niedrige Temperaturen.

In São Joaquim und Umgebung schneit es im Winter gelegentlich.

Im Sommer, also zur Faschingszeit, wenn wir vom Carnavalstrubel verjagt werden und unsere Taverne zumachen müssen, sind wir mit 12 bis 16 Grad plus zufrieden. In den Bergen von Santa Catarina und in der Weigegend von Rio Grande do Sul.

Abends, denn tagsüber, wenndie Sonne scheint, lesen wir auch in Urubici vom Termometer ganze 20 Grad.

Das tut uns gut, denn in Salvador sinken die Temperaturen auch nachts kaum unter 27 Grad.


Im Winter, wenn es bei uns in Salvador, Bahia viel regnet und die Temperaturen auf 20 Grad absacken, kaufen wir uns Käse ein, schieben zwei Flaschen Chardonnay in den Kühlschrank, kochen uns eine Fondue, schwitzen trotz offener Verandatüre wie Schmalzbettler und sind glücklich.

Währenddessen drängen sich brasilianische Urlauber in Orten wie Gramado, Campos do Jordãound São Joaquim, warten auf die ersten Schneeflocken.


Früher und zu Beginn der 70er Jahre fanden wir in unseren Kaufhäusern keinerlei Zutaten für österreichische Speisen.

Es wurde nirgends Kümmel oder Paprika angeboten.

Heute gibt es zwar an fast jeder Straßenecke einen Delikatessenladen, jedoch immer noch kein Kernöl und auch keinen Vogerlsalat, keine Kohlrüben, keine Krenwurzen und auch keinen Most!


Auf meiner Veranda haben wir Käferbohnen angebaut, den Kren ersetze ich bestens durch Wasabi, den Gusto auf Vogerlsalat oder Röhrlsalat versuche ich mit Endivie und Radicchio zu überbrücken.


Was wäre der Mensch ohne Sehnsucht? Was wäre der Frühling ohne Aprilwetter.


Salvador, 11. April 2011


Reinhard Lackinger

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