sábado, 4 de dezembro de 2010

Wichtige Information für den Leser dieses Blogs

Wenn ganz unten Postagens mais antigas geschrieben steht, muß der Leser nur auf diese Botschaft auf portugiesisch klicken und schon erscheinen ältere Texte!Postagens mais antigas bedeutet so viel wie "ältere Eintragungen", oder ältere Texte.

Viel Vergnügen

Reinhard Lackinger
Beislwirt in Salvador, Bahia, Brasilien

Vom Krampusschauen


Fernsehreportagen, aber auch Zeitungsartikel meiner heutigen Umwelt in Salvador, Bahia geben immer öfter Anstoß zu einer Gewissenserforschung.
Die stumme Beklommenheit auf den Gesichtern der dunkelhäutigen Menschenmasse meiner brasilianischen Wahlheimat.
Konzentrierte Blicke, ausschließlich das nackte Überleben vor sich, in eine aussichtslose Zukunft projizierend…
Bilder, die wir längst vergessen glaubten.
Aktivitäten, die uns an die schlechten Zeiten der Nachkriegsjahre erinnern.
Physiognomien, die uns trotz der schwarzen Hautfarbe, den drahtigen Kraushaarspiralen und den flachen, breiten Nasen bekannt vorkommen.
So wie diese armen Dunkelhäutigen waren auch wir einmal, sahen auch wir aus, ehe uns der süße Zwang des Wohlstands der sechziger Jahre in seine schützenden Arme schloss.
.
Auf einmal defilieren farbige Stillleben und schwarzweiße Photos meiner ersten Lebensjahre vor den Augen meiner Phantasie.
Der Teller voll mit Polenta. Die „Gelbe Gefahr“ mit den weißen Spuren der Milch.
Der Sägespäneofen, die eingelagerten Braunkohlen, das an die Hauswand gelehnte Waffenrad, die qualmende Waschküche, die einsamen Erdäpfelfelder, das rote Gesicht des Altwarenhändlers, die auf Bretter gespannten Hasenfelle.
Dinge, die längst nicht mehr zu unserem Alltag, zu unseren makellosen Kleidern passen, die wir heute auch an Werktagen anziehen.
.
Das Herz der kleinen Stadt schlägt nun ganz anders und nicht mehr entlang der grauen Zeilen der Zinskasernen und Kastanienbäume, auch nicht am einst noch bewegten Hauptplatz, sondern im klimatisierten Einkaufszentrum mit seinen günstigen Parkmöglichkeiten.
.
Wo heute eine lustige Menge viel versprechender Vitrinen und gut beleuchtete Geschäftsportale um unsere Aufmerksamkeit werben, gähnte einst der dunkle, ungepflasterte Platz, der von uns allen „die Schleife“ genannt wurde.
Der wichtigste Knotenpunkt des Tales, der Trolleybusse, die im spärlichen Verkehr der Nachkriegszeit den Ton angaben.
.
Immer wieder ziehen mich meine Erinnerungen an jenen Ort, rufen die selbe Szene in mein Bewusstsein.
.
Wie viele Jahre zählte ich damals? 7 vielleicht, oder 8.
Der Adventkalender, der mich meine Kindheit lang begleitete, offenbarte mir an jenem Tag das fünfte jener wohlbekannten Bilder. Symbole einer trauten Weihnachtszeit.
Nach dem Tannenzweig mit der roten Kerze, dem Teddybären, dem Schneemann, dem lachenden Halbmond, schaute nun auch der aus süßem Brot gebackene Krampus mit seinen putzigen Rosinenaugen in die kleine Arbeiterwohnung.
Daran erinnere ich mich noch heute genau, denn als Kleinster durfte ich jeden Morgen das entsprechende Fensterl öffnen.
Ich tat das mit frommer Sorgfalt, weil die Mutter den selben Adventkalender auch noch im darauf folgenden Jahr auf das doppelte Küchenfenster hängen wollte.
.
An jenem Tag gab die Mutter meinem insistenten Bitten und Drängen nach und ging mit uns in die Stadt zum Krampusschauen.
Mein Freund Walter, der mit seinen volksdeutschen Großeltern in einer benachbarten Baracke wohnte, durfte auch mitgehen.
Ich aber musste die gestrickte Haube mit den lächerlich baumelnden Quasten aufsetzen, mit der ich mich vor Silvos Schwester Kathi schämte.
.
Wir drei hatten die finstere Obusschleife fast zur Gänze überquert, als es von der nahen Bahnübersetzung her rumorte.
„Ein Krampus“!
Gleißendes Bewußtsein überflutete uns jäh, nagte an unseren Gedärmen.
„Ein Krampus“, pochte es in meinem Kopf, während sich der Trubel, das Gejohle der ausgelassenen Meute näherte.
Dem Echo der abgefeuerten Stoppelrevolver folgte der beißende Geruch verbrannten Schießpulvers.
Im Zentrum des dunklen Chaos bäumte sich eine schwarz vermummte Gestalt auf, schwang eine Rute, rasselte mit einer Kette über den Bürgersteig.
.
Wie von einem Blitz getroffen riss Walter aus, während ich meinen Körper an den meiner Mutter drückte, an ihrem Wintermantel zerrte.
.
Walter schnellte davon und lief und lief, als ginge es um sein Leben.
Wir riefen ihn zurück. Es half nichts. Unsere Schreie verloren sich in jener Dezembernacht.
.
Die Sohlen seiner Schuhe haben sich tief in meine Kindheitserinnerungen gebrannt.
Walter lief den Weg zurück.
Vor den Augen meiner Phantasie läuft er noch heute… Irgendwo… ich habe ihn leider schon lange aus den Augen verloren.
.
Eigentlich wollte ich schon öfter darüber reden, von Walter erzählen. Als Sohn und Enkel so genannter Volksdeutschen und Bewohner hölzerner, mit Teerpappe gedeckter Baracken, gehörte er zu den Menschen, die so ganz anders waren als wir „Einheimischen“.
Frauen in schwarzen Kleidern, schwarze, gestrickte Dreieckstolas um den Schultern, das Haupt bis tief in die Stirn in ebenso schwarze Kopftücher gehüllt, Gemurmel und Gezeter in einer schier unverständlichen Sprache, Blicke stiller Resignation.
Unsere Haltung war um vieles selbstbewußter als die der Volksdeutschen, obwohl wir um keinen Groschen mehr besaßen als sie…
.
Die oberflächlichen Unterschiede, das Stigma der improvisierten Behausungen genügten, legitimierten jenes Anders-Sein.
Wir teilten damals unser fichtengrünes Tal mit einem Vorboten der Dritten Welt und wussten es nicht…
.
Heute gibt es in meiner Heimatstadt längst keine Barackenlager mehr.
Nicht nur die Nachfahren der einstigen Volksdeutschen, sondern auch die seit den sechziger Jahren dort hängen gebliebenen Gastarbeiter assimilierten sich im Laufe der Zeit vollkommen.
.
Im Nu gewöhnt sich der Mensch an den Komfort, den ihm eine wohlhabende Umwelt beschert, die ihm zur Selbstverständlichkeit wird. Eine Gesellschaft, die als Vater Staat den Heiligen Nikolaus zu haben scheint, fürchtet selbst den hässlichsten Krampus nicht… Im Gegenteil, sie wählt ihn…
.
Es ist wie immer die Nähe des Elends, die mich aufschrecken lässt.
Die drittweltlichen Unzulänglichkeiten, die in den Gesichtern der dunkelhäutigen Menschen geschrieben stehen.
Ob ich all das Leid mit ansehen will oder nicht, es nützt kein Wegschauen. Neben Pelé, dem obdachlosen Sandler von vis à vis, machten es sich über Nacht drei Straßenkinder bequem, klebten an den Mauern der gegenüberliegenden Häuserreiche, als saugten sie an der tagsüber gespeicherten Sonnenenergie.
Die Zeitungsmeldungen verkündeten Massenmord und kollektiven Totschlag, zeigten die leeren Stellagen, auf denen seit mehreren Wochen lebenswichtige Medikamente fehlen, erzählten vom wachsenden Heer der Schwarzarbeiter und Verkäufer geschmuggelter Waren, von minderjährigen Dirnen und Drogendealern, von den Verordnungen unseres Rabenvater Staates und den sporadischen Einschreitungen der Polizeigewalt. Alles reichlich illustriert mit viel Blut, entsetzten Gesichtern und einigen, verkrampft auf der Erde liegenden Toten, mit einer Schar stumm herumstehender Schaulustigen.
.
Jahrzehntelang war mir unklar, warum mein Freund Walter an jenem Abend des 5. Dezembers der frühen 50er Jahre Reißaus nahm, als sich ein Krampus näherte.
Schließlich waren wir beiden Kinder nicht alleine unterwegs. In unserer Begleitung befand sich eine erwachsene Person, die uns Schutz bot : meine Mutter.
Walter jedoch empfand es anders. Die Geborgenheit galt mir, nicht ihm.
.
Ich habe lange Jahre gebraucht, um Walters Fluchtmotiv zu ergründen.
Die Stiefkinder der unbarmherzigen Gesellschaft meiner brasilianischen Umwelt öffneten mir schließlich die Augen. Wäre ich in Österreich, in der „Heilen Welt“ und in jenem Paradies sozialer Gewissheit geblieben, hätte ich Walters Fliehen womöglich nie verstanden…

Kleiner Fotoquizz




Warum schaut der Kerl da oben so dumm aus der Wäsche?
.
Für die richige Antwort plus R$ 39,00
( neununddreissig Reais )
kriegt der erfolgreiche Quizzteilnehmer
im Bistrô PortoSol
in Salvador, Bahia, Brasilien
ein Gulasch und ein Bier!
.
a) Jedermann mit einem IQ von mindestens 47 sieht so aus.
.
b) Das kommt davon, wenn man sich selbst konterfeit und "obüdlt".
.
c) Beim Lesen dieses Werkes erinnert er sich an Werner Herzogs zweieinhalb Stunden
dauernden Film "Fitzcarraldo".
Sowohl das Ansehen jenes elendlangen und aufreibenden Spielfilmes, als auch das Lesen von Thilo Sarrazins Buches "Deutschland schafft sich ab" bedeutet eine Kalorien und Nerven verzehrende Schwerstabeit!
.
d) "Apopo" Schwerarbeit. Mit einem IQ von 47 war es gar nicht so leicht, das Buch und zugleich auch das Aquarell mit der ehemaligen Mürzbrücke zu Kapfenberg abzulichten.
.
e) "Apopo" Licht... das helle und runde Dingsda auf dem Dach des Schmidthauses ist nicht etwa die Sonne, sondern der Reflex des Blitzlichtes eines mehr als stümperhaften
Amateurphotographen.
.
f) Der Kerl liest und liest, und meint moch immer, diese Art "Nürnberger Trichter" habe
ihm gerade noch gefehlt... und daß das Thema eigentlich und genau genommen auch in
eine kleine Broschüre gepaßt hätte... Aber er kennt ja seine "teutschen" Pappenheimer.
Die müssen jedes Thema erschöpfen, auch wenn es den Leser erschöpft und zutode quält...
Aber da waren ja ausser dem Buch noch die guten Käferbohnen und das wunderbare steirische Kernöl im nach Brasilien geschickten Paket.
Schmerzensgeld sozusagen>hehehe!
Vielen Dank mein lieber Oskar Antonio!!!
.
g) Alle Antworten sind richtig.
.
p.s. Das "Schmidthaus" ist wahrscheinlich falsch geschrieben... Aber was kann man von einem Kerl mit einem IQ von 47 auch schon erwarten?

segunda-feira, 29 de novembro de 2010

Musik ist Trumpf im Leben...




.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
Obwohl ich André Rieu nicht besonders mag, so muß ich ihm eines lassen: er versteht es, unsere Unterhaltungsmusik aus der Kaiserzeit ins rechte Licht zu rücken!
.
Mir kommt die längste Zeit schon vor, die Österreicher wollten aus einer leichten Unterhaltungsmusik mit aller Gewalt "ernste Musik" machen.
.
Man braucht ja nur beobachten, mit welchem Gewand und mit welchen Gesichtern die Leute zu einer Nachmittagvorstellung der Fledermaus kommen, oder beim Neujahrskonzert erscheinen.
.
Ich mag André Rieu nicht, weil er erstens eitler ist und sich besser vorkommt als ein österreichischer Bildhauer, und zweitens, weil er bei seinen Bemühungen den Ball oft viel zu weit über die Querlatte pfeffert!
.
Trotzdem lohnt es sich, diesen kleinen Clip zu erleben:
.
.
Viel Vergnügen!

Maß für Maß


.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
Die Schweizer weisen "kriminelle" Ausländer aus.
Ich finde, das ist ihr gutes Recht!
.
Warum aber behalten die Schweizer kriminelles Kapital von ausländischen Politiken und anderen Gaunern?
Warum aber duldet die Schweiz nach wie vor nachweislich im Ausland unterschlagenes, gestohlenes und geraubtes Geld?
.
Warum duldet die Schweiz weiterhin kriminelle Bankkunden aus dem Ausland?
.
Kann mir das bittedanke irgendjemand erklären?

sábado, 27 de novembro de 2010

Weihnachten in Bahia


.
.
.
.
.
.
.
.
.
In Brasilien ist Weihnachten anders.
Entweder gar nicht, oder übertrieben wie in Gramado, im südbrasilianischen Bundesstaat Rio Grande do Sul, wo zur Weihnachtszeit mehr Weihnachtsmänner herumrennen als im Lappland und ganz Norwegen.
.
Weihnachten, so wie in Österreich und früher einmal, höchstens in Dreizehn Linden, in der 1933 von Tirolern gegründeten Stadt in Santa Catarina.
Hier oben im tropischen Nordosten gibt es nichts, das mich an Weihnachten meiner Kindheit und Jugendzeit erinnern könnte.
Meine "Baianos" kennen keine andere Form der Feierlichkeit, als Faschingsklamauk.
Jedes Fest artet früher oder spätestens gegen Mitternacht in Karnaval aus.
.
Ich habe schon öfter gesagt und geschrieben, es wäre doch interessanter und vor allem gescheiter und dem Klima angebracht, Weihnachten aus erster Hand und nach dem Brauchtum des Nahen Osten und Heilands Geburtslandes zu feiern.
Dort Palmen, hier Palmen, alles Leinwand bzw. paletti!
Aber diese komischen Kerln hier hören ja nicht auf mich, sondern beharren auf einem second hand-Weihnachtsfest. Weihnachten wie in den USA.
.
Ausserdem liegt dem "Baiano" kein "gemeinsames und weihnachtliches Handeln".
Der Baiano ist kein "kollektiver Mensch".
Bei einer eventuellen Inszenierung der Krippe würde es Schwierigkeiten und Auseinandersetzungen geben.
Baianos kommen bereits als Hauptdarsteller zur Welt und haben kein Talent für Nebenpersonen oder gar Figuranten. Es gäbe also viel Andrang an der Krippe, während keiner Hirte sein wollte. .
.
Das Internet, insbesondere die Webseite des Österreichischen Flugwetterdienstes, klärt mich über die Temperaturen im gesamten Alpenland auf, während ich hier in Salvador über alle möglichen Dummheiten nachdenke.
Seit Tagen verfolge ich mit schadenfrohen Blicken die tiefblauen Ziffern auf der wohlbekannten Landkarte. Lauter Minusgrade.
Währenddessen sitze ich mit nacktem Oberkörper und klebriger Haut in meinem südländischen Domizil, genaugenommen in Salvador, Bahia, Brasilien bei offenem Fenster.
Müdes Tageslicht dringt ins unbeleuchtete Zimmer, vermischt sich mit der Helligkeit des Monitors.
Die schrillen Stimmen der Bem-Te-Vi-Vögel kündigen die nahende Tropennacht an. Sachte, aber bestimmt und ohne Dämmerung, spannt sich die laue Dunkelheit über die Hafenstadt am Südatlantik.
Es folgt die Stunde der prallen Abfallsäcke vor den Häusern, die auf die Städtische Müllabfuhr bzw. auf die flinken Hände armer Leute, die nach Essbarem, nach noch verwendbaren Objekten suchen, Gehsteug und Sraße mit dem von ihnen verschmähten Kehricht verzieren.
.
Jetzt, am Ende von Bundespräsident Luis Inácio Lula da Silva´s Amtszeit heißt es, er habe 28 Millionen Miserable aus ärgster Not gezogen. In Lula haben wir also einen tropischen Nikolaus, einen brasilianischen Weihnachtsmann, der den ärmsten der Armen unsere Steuergelder gibt. Verteilung des Reichtums nennt man das.
In Wirklichkeit hat das leider auch seine Nachteile..Es gehört nun zu unserem Alltag, daß wir die Korredore des Supermarktes mit neuen Konsumenten teilen müssen.
;
Da sitze ich unter dem schnurrenden Deckenventilator und freue mich, weil mir eine liebe Freundin aus Österreich eine Adventkalender-Weihnachtskarte geschickt hat.
Das glitzernde Etwas, das sich an meinen Fingern ablagert, erinnert mich an die überladene Schminke einer dunklen Schönen beim Maskenball, laden mich zu einer flüchtigen Gewissenserforschung ein. Die vermeintlichen Spuren einer frivolen Begegnung erweisen sich jedoch als Schnee der Dächer und Gesimse des kleinen Adventkalenders.
Morgen früh werde ich nach den Fensterln Ausschau gehalten. Welches weihnachtliche Objekt uns diese allererste Illustration wohl zeigen wird?
Die aus Favelas stammenden armen Schwarzen von der Straße unten brauchen derart zärtliche Aufmerksamkeiten nicht. Dafür haben sie kein Verständnis. Sie würden uns womöglich zahn – und verständnislos anschauen, wollten wir sie mit einem Adventkalender beglücken.
Morgen werde ich auch unsere Veranda mit bunten Lampen schmücken.
Einige Lichter blinken heute schon von Büschen und Palmen gegenüber liegender Wohnbauten. Trotz der tannenähnlichen Bäume vor den befestigten, sorgsam umzäunten und streng bewachten Behausungen, erinnern mich die Weihnachtsdekorationen baianischer Nobelviertel eher an Trios Elétricos, an die dem Karnevalsspektakel dienenden, auf riesigen Tiefladern montierten Höllensoundmaschinen und ambulanen Bühnen für die "neuheidnische axé-Religion" mit ihren singenden und tanzenden Priesterinnen und Pristern, als an den Advent, an die stille Jahreszeit.
.
Am Abend des 24.12. wird sich wie immer meine Familie, oder besser, Maria Alices Familie bei uns zu Hause treffen. Bei dieser festlichen Gelegenheit wird gegessen, getrunken und geplaudert. Nichts weiter!
.
Vergangenes Jahr war gerade die liebe Freundin aus Österreich mit ihrem Mann hier in Salvador und bei unserer Feier.
Natürlich versuchten wir Österreicher die Gelegenheit zu nützen, um meinen Baianos ein paar Weihnachtslieder in deutscher Sprache vorzusingen. "Oh Tannenbaum", "Leise rieselt der Schnee" und selbstverständlich auch "Stille Nacht, Heilige Nacht".
Unser Versuch fiel vorerst ind Wasser!
Keiner wollte aufpassen, jeder redete durcheinander. Das ärgerte mich. Es folgte ein kleiner Streit. Ein tragikomischer Bürgerkrieg mit Splitterbomben, Granaten und rotativem Maschinengewehr!
So nach ihrem Äußeren zu schließen, hält unsereins die Brasilianer glatt für “zivilisierte”, Europäer. Episoden wie diese jedoch vergiften unser Herz mit Vorurteilen, lassen gewisse Zweifel aufkommen.
Wie können sie nur bei so einem heiligen Kunstgenuss nicht andächtig zuhören wollen? Das ist doch die Höhe! Ein Skandal ist das ! Nach zankenden Blitzen und einem kleinen Donnerwetter hörten schließlich alle schweigend zu. Sie schwiegen auch nach der kunstvollen Darbietung noch eine Weile…
Die Weihnachtsbescherung brachte dann alles wieder in die Waage, der Alkohol alles außer Rand und Band. Weihnachtsstimmung gibt es hier bei uns in Salvador, Bahia, Brasilien so gut wie keine! So etwas darf niemand von uns erwarten. Jedes Fest in Bahia unterliegt zwangsweise der Karnevals-Metamorphose. Egal ob Ostern zelebriert wird, oder Sonnwendfeier oder Advent oder Weihnachten, “tudo vira carnaval”. Alles wird zu Karneval… “Jingle Bells” schlagen nach und nach in schweren Karnevalssound um.
Portale, Fenster, Ziersträucher und Palmen, überladen mit hektisch blinkenden Lampengirlanden.
.
Der Sturzbäche schwitzende Weihnachtsmann vom nahen Shopping Center zerrt den Wattebart vom Gesicht, zieht seine roten Klamotten aus, besteigt den Omnibus, der ihn an die unwegsame Peripherie der Metropole bringt. In ein Chaos wie die Schafe und Hirten von Bethlehem. Die auf der Straße schlafenden Menschen erinnern an die Heilige Familie. Auch braucht keiner von uns lange nach den Besitzern der Herbergen zu suchen. Nach König Herodes auch nicht…

segunda-feira, 15 de novembro de 2010

Finanzkrise 2008/9 oder Es gibt nur einen Ausweg!







.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
Monster, liebe Kinder… Monster, also alle Art von Ungeheuern erkennt man an Merkmalen, die diese von normalen, vom Lieben Gott geschaffenen Lebewesen unterscheiden, sagt die Großmutter, die Hand auf der Kristallkugel.
Da sind zum Beispiel abartige Figuren wie Riesen mit nur einem Auge inmitten der Stirn, Zwerge mit spitzen, langen Ohren, Einhörner und andere fabelhafte Wesen, sowie die Habergeiß. Manchmal genügt ein Zaubertrunk, oder auch nur ein paar Stamperl Schnaps, um eine sonst friedliche Person in ein Monstrum zu verwandeln.
.
Ein alter Mönch meinte einmal, all das, was nicht eine göttliche Aufgabe erfüllt, sondern wider eine solche zu konspirieren droht, sei mit Monströsem gleichwertig und sozusagen des Teufels. Da habe ich in meiner damals noch neuen Kristallkugel nachgeschaut um zu sehen, was er damit meinte.
,
In ferner Zukunft habe ich fruchtbare Landflächen gesehen, auf denen kein Getreide und keine Rüben wuchsen, in die aber 18 kleine runde Löcher gebohrt worden waren.
Ich habe auch sauber gepflasterte, aber mausetote Altstadtkerne gesehen, sowie fußgängerlose und menschenleere Fußgängerzonen.
.
Es gibt auch unanimierte Dinge, die zu grässlichen Ungeheuern werden können.
Geld zum Beispiel.
Mit dem Blut der Ureinwohner anderer Erdteile beschmierte Tonnen von Gold und Silber und Edelsteinen finanzierten den tolldreisten Unfug der Renaissance, stellten die Lokomotive der Industrialisierung Europas auf die Geleise…
.
Heute und vorläufig gilt für alle Münzen noch der echte Wert des Goldes, des Silbers.
Aus meiner Kristallkugel aber sehe ich Zeiten kommen, wo Geld keinen Bezug mehr haben wird zu realen Werten.
Monströse Berge von raffiniert gemischten Wertpapieren werden von heute auf morgen ihren vermeintlichen Wert verlieren und die Wirtschaft ganzer Länder wie ein Kartenhaus zusammenstürzen, alle Bewohner des Planeten zu Sklaven einer kleinen Gruppe werden lassen. Ich rede jetzt von Bankieren, sogenannten “Banksters” mit Presse und Gesetz.
.
Auch der Auszählreim “Kaiser, König, Edelmann, Bürger, Bauer, Bettelmann” wird eine wichtige Veränderung erfahren… und es wird eine Klasse von Sozialmonstern geschaffen werden… sobald es einen Betriebsrat geben wird pro Quadratmeter Fabrikshalle.
Wenn demnächst die Köpfe von KaiserInnen, KönigInnen und Edelleuten abgehackt und rollen werden, wird es heissen: “Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit”
… mà non troppo!Die sozialen Errungenschaften werden in Grenzen, vor allem in Staatsgrenzen gehalten werden.
;
Viele Gesichter, die am 1. Mai die “Internationale” anstimmen, werden vor Scham aber röter anlaufen, als die Fahnen die sie mit sich herumtragen.
;
Die sozialen Errungenschaften werden das Mittelmeer und andere Grenzen nicht überqueren.
.
Recht geschieht es den dortselbst lebenden Ureinwohnern.
Wie können sie nur so stur sein und an einem völlig unsinnigen Verhältnis zu realen Werten festhalten?
“Reichtum ohne Besitz”!
Wo hat man so etwas schon gehört? Unerhört!
Bei einem derart asozialen Benehmen hört sich jede Brüderlichkeit auf!
Dann gibt es keinen anderen Ausweg als die Eroberung, die Machtübernahme, die Kolonialisierung, um die Ureinwohner vor ihrem “wertlosen” Irrsinn zu befreien, ihnen Fortschritt und vielleicht sogar irgendwann Wohlstand zu bringen… vorausgesetzt, dass sievorerst brav und passiv in ihren Hütten verweilen.
.
Menschen in Entwicklungs- bzw. Schwellenländern werden über viele Generationen hindurch unter “Bettelleuten” archiviert bleiben, während mitteleuropäische Sandler, Langzeitarbeitslose, Rentner, Staplerfahrer, Lehrer und Schornsteinfeger den neuen Adel ausmachen und bekleiden.
.
In meiner Kristallkugel sehe ich menschliche Figuren, die uns ähnlich sind – was die Arbeit, die Armut betrifft – aber eine andere und dunklere Haut, sowie drahtig und spiralförmiges Haar tragen, während wir selber, also Alpenländer, anstatt Brennholz und Körbe, Golfschläger tragen, unsere ausladenden Hosenböden nicht mehr geflickt sein werden, sondern auf Drahteseln hocken, uns der durchgehenden Fahrradwege erfreuen… von Nofels bis Mureck…
.
Während für arme und neidige Drittweltler jede Minute eines Besuches in Europa eine Zelebration, einen magischen Augenblick darstellt, den sie wie verklärt erleben und ausnützen, begnügen sich deutsche, schweizer und österreichische Urlauber nach wie vor damit, tagelang in eigenartig riechenden Kneipen an tropischen Stränden herumzulungern, Bier aus kleinen, dickwandigen Gläsern zu saufen, eventuell eine dunkelhäutige Dirne aufzureißen, oder es mit einem Mulattenbuben zu treiben.
.
Sogar meine Kristallkugel wird in Zukunft eine monströse Rivalin kennenlernen: das Fernsehen.
.
Wenn wir heute noch am Rande des Hungers leben, abends von der harten Arbeit ausruhen, unsere Gesichter im Schein des brennenden Kienspanes beobachten, ist es gut, wir lassen die Kristallkugel in Ruhe und verzichten auf die von Konsumwut entstellten Fratzen derjenigen, die in zwei bis dreihundert Jahren jeglichen Bezug zu unserem einfachen Leben verloren haben werden...
... und es wird keiner da sein der diesen menschähnlichen Geschöpfen dann sagt, wie sie aus ihrem finanziellen und wirtschaftlichen Schlamassel herausfinden können.
.
Wer nach jeder Finanzkrise ein Happy End erleben will, soll versuchen, sich damit zu begnügen, der Öffentlichen Hand und der Sozialen Gewissheit zuzuwinken, dann aber gleich die Hemdärmel aufkrempeln und beginnen, Erdäpfel anzubauen, Geflügel zu züchten, ein Schwein zu mästen… genauso wie ihre Ahnen das getan haben werden in den schlechten Zeiten nach den Kriegen… und es wird wieder Heiligkeit erstrahlen von schwitzenden Gesichtern und die Schatten etwaiger Monster werden von einem Hoffnungslüftchen weggeblasen sein.

sábado, 13 de novembro de 2010

Beispiel Jequitibá
















.
.
.
Als ich nach tagelanger Reise per Bahn, Schiff, Omnibus und Allradwagen am 31. Mai 1969 in Jequitibá, meinem nordostbrasilianischen Einsatzort als Entwicklungshelfer, vom Jeep sprang, war es mir, als wäre ich nicht in einem brasilianischen Ort angekommen, sondern stehenden Fußes, oder besser, hüpfenden Beines nach Österreich zurückgekehrt.
Ins Österreich des 18. Jahrhunderts.
Eine ungewöhnliche Zeitmaschine hatte mich in schier mittelalterliche Gegebenheiten mit allmächtigem Abt und unterwürfigen und servilen Laienbrüdern geschupft.
Als Entwicklungshelfer war ich damals der niedrigste in jener monastischen Hierarchie.
.
Was mochten sich die Schlierbacher Zisterziensermönche wohl gedacht haben, als sie in den späten 30er Jahren des 20.Jahrhunderts inmitten einer an Illustrationen alter Märchenbücher erinnernden Landschaft aus menschenleeren Ochsenweiden, Wäldern und einigen wenigen Lehmhäusern, ein klobiges, zweistöckiges und Macht ausstrahlendes Kloster aus Stein bauten, majestätische Königspalmen pflanzten?
.
Um Kinder der Landarbeiter zu unterrichten und Erwachsene zu alphabetisieren, hätten meiner unbescheidenen Meinung nach schlichtere Unterkünfte genügt.
.
Wollten uns die Mönche etwa sagen, daß der Mensch mit der Zeit wohl reifer wird, was Wissenschaft und Technologie betrifft, im Humanen aber weiterhin in Windeln steckt, die schon längst hätten gewechselt werden sollen?
.
Der Hl. Geist war anscheinend nicht zugegen, als jenes "Schloß Draculas" zu Jerquitibá, in dem ich eineinhalb Jahre wohnte, konzipiert und erbaut wurde..

segunda-feira, 8 de novembro de 2010

Antiker Text über AuslandsösterreicherInnen ( 1995 )


.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
AuslandsösterreicherInnen

“Auslandsösterreicher” ist ein Sammelbegriff wie etwa Blumen und Vögel.
Man kann sich sehr leicht vorstellen, daß der typische und durchschnittliche Auslandsösterreicher heute an die 60 Jahre alt ist, in Südafrika lebt und Verwandte in mindestens 4 Erdteilen hat. Eine Schwester wohnt in Nordamerika und ein Sohn ist nach Australien ausgewandert...
Auslandsösterreicher sind wie alle anderen Auslandsausländer von Haus aus grundverschieden. Oft haben sie außer der gemeinsamen Muttersprache nichts gemein.
Sie sind einander ähnlich, wie eben ein Glockenblümchen einer Aster gleicht, oder ein Zaunkönig einem Pfefferfresser.
Ausschlaggebend für diese krassen Unterschiede ist die Vielfalt ihrer Geschicke, die die Auslandsösterreicher zu einer äußerst heterogenen Masse macht...
Es kommt vielfach darauf an, in welchem Alter der Auslandsösterreicher Inlandsösterreich verlassen; ob er alleine oder mit der Familie eine neue Heimat gesucht hat; ob er vor der Arbeitslosigkeit nach dem Krieg, oder vor dem Gespenst der Belanglosigkeit geflüchtet; ob er bewußt ausgewandert, oder nur zufällig im Ausland hängengeblieben ist; ob er noch ein österreichisches Dienstverhältnis hat, oder ohne Nabelschnur zum Geburtsland seine Existenz meistert; ob er Sehnsucht nach einem Röhrlsalat mit Kernöl, einem Krügerl Most, oder gar kein Heimweh hat...
Unterschiedlich sind die Geschicke auch aus geographischen Gründen, denn ein Salzburger, der in München wohnt, wird von den inlandsöstereichischen Behörden genauso als Auslandsösterreicher verbucht wie einer, der am Ende der Welt die rot-weiß-rote Fahne hißt.
.
Es kann also durchaus geschehen, daß ein Auslandsösterreicher, der in Nordostbrasilien lebt, mit einem Auslandsspanier oft mehr gemeinsam hat, als mit einem anderen Auslandsösterreicher.
Es sind nicht mehr die Staatsgrenzen maßgeblich, sondern das Tun.
Nicht Emaus ist wichtig, sondern was dort geschah, wie Er das Brot gebrochen hat...
Ein weiterer Gesichtspunkt, der nicht ignoriert werden darf.
.
Es gibt also mindestens genauso viele interessante Geschichten über Auslandsösterreicher, wie Auslandsösterreicher über den Globus verstreut sind.
Sie berichten nicht selten über lustige bis beklemmende Handikaps.
Von allen möglichen Entbehrungen, von Schwierigkeiten, sich der Mentalität der Wahlheimat anzupassen, sowie von Begegnungen mit Küchenschaben, Analphabeten und österreichischen Touristen, deren käseweisse Haut den Auslandsösterreicher blendet...
.
Oft fühlt sich der Auslandsösterreicher mit seinen Stories mißverstanden und ausgeklammert.
Es fällt ihm schwer einzusehen, daß Inlandsösterreicher seine Erzählungen, die das Östereichersein im Ausland beschreiben, links liegen lassen und feierlich ignorieren.
In seinem Verdruß greift er sogar zu brutalen Verallgemeinerungen und schimpft alle Inlandsösterreicher verhätschelte Stubenhocker und wehleidige “Bochwotla”, die angeblich außer ihrem Nabel und den banalen Wehwehchen, die ihnen das Sparprogramm beschert hat, nichts sehen...
.
”ÖSTERREICH sei viel größer als die paar inlandsösterreichischen Quadratkilometer”, beteuert er aufsässig.
.
Österreich lebt im Herzen jedes Auslandsösterreichers weiter, ob Inlandsösterreicher davon Notiz nehmen wollen oder nicht...Nicht nur im südbrasilianischen Dreizehn Linden, oder in anderen Kolonien, sondern auch dort, wo der Auslandsösterreicher praktisch nur unter “Eingeborenen” seine private Robinsonade abstattet.
.
Der Autor dieser Zeilen, ein Auslandsösterreicher, der in Salvador, Bahia, Nordostbrasilien, im “mezzogiorno” Südamerkas lebt, wünscht sich vom Osterhasen E-Mail-Adressen von Auslandsösterreichern, die auch in der 3. Welt ihr Zelt aufgeschlagen haben, und von jenen, die ein Zwigespräch mit ihm wagen und vertragen können...
.
Die wirklichen Ambitionen sind aber weit weniger bescheiden. Sie peilen ein permanentes Forum für Auslandsösterreicher an. Dabei sollen nicht nur Auslandsösterreicher unter sich Erfahrungen tauschen können, sondern es soll damit auch Inlandsösterreichern die Möglichkeit gegeben werden, mitzureden um endlich das 10. Bundesland genauer kennenzulernen.

Salvador, Bahia, Brasilien 1995, überarbeitet 1996
Eine Initiative, die zum ersten virtuellen Treffpunkt für Auslandsösterreicher führte, dank Ruth Hoideker und ihrem Sérgio Lobo, die mit Reinhard Lackinger 1996 die erste Auslandsösterreicher- Homepage kreierten und Auslandsösterreicher wie Andrea Pilgram, Brunold Loidl, Christl Rössler, Siegfried Nouschak, Gottfried Ressl, Christian Schmid, Roberto Talotta, Eva Volf, Bernd Wender, Hans Rehberger, Margit Breuss, Franz Kienesberger, Helga, Johnny, Karlheinz "Hawk" Halter und viele andere mittels Internet zusammentrommelten.
Die Unterarme einiger dieser Menschen schlichteten sich mitunter auch in Gaststätten wie das Schweizerhaus und D´Landsknecht in Wien, Flieger in Baden und beim Heurigen in Klosterneuburg zu höchstpersönlichem Umtrunk.

quarta-feira, 3 de novembro de 2010

Weihnachtskrippe in Unterstübming


.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
Heute will ich von der Krippe erzählen.
Von einer Weihnachtskrippe mit wunderschönen, handgeschnitzten Figuren aus Tirol.
In der Mitte das Christuskind und das hochheilige Paar.
Dahinter Ochs und Esel, darüber der Stern und mindestens ein Engel... ferner und rings herum ein Dutzend Hirten
Irgendwo links, hinter Büschen aus Papiermasché, könnte ich mir einen neugierigen Herbergsbesitzer vorstellen, aber der Lindenbaum, von dem dieses Holz stammen könnte, ist noch nicht gepflanzt worden.
.
Die Kinderschar, die zur Weihnachtszeit die Krippe umzingelt, ist sehr klein geworden.
Die Augen leuchten auch nicht mehr groß auf die Krippe gerichtet. Sie zwinkern scheinbar ins Leere. Aus ihren vors Gesicht gehaltenen Handflächen piepst es gelegentlich.
.
Der Herr Pfarrer versuchte das fehlende Interesse der "heutigen Jugend" mit neuen Figuren wettzumachen. Aber die Tiroler Holzschnitzer waren mit anderen Aufträgen beschäftigt.
.
In der Woche vor dem ersten Adventsonntag besann sich der Kaplan und beschloß, der Weihnachtskrippe Figuren von Playmobil und andere Spielzeugklassiker beizufügen.
.
Die Kinder waren sprachlos, während die Eltern verschiedenste Kommentare von sich gaben.
Einer meinte, so ein Tyannosaurus rex würde nicht recht zur Krippe passen, aber der Herr Pfarrer war glücklich.
So viele Kinder und auch Erwachsene hatte er schon lange nicht mehr vor der Krippe versammelt gesehen.
.
- Figuren braver Haustiere und frommer Menschen können meinetwegen bleiben -, sagte Frau Helene Emberger, die beim Rosenkranz immer so schön blökt.
- Figuren von wilden Bestien und Monstern, die nicht in den Prospekt passen, sollten unbedingt entfernt werden -, ergänzte sie bewegten Gemüts.
.
Der Kaplan, ein notorischer Idealist und unverbesserlicher Gutmensch, nützte sogleich die Diskussion und verglich die verpönten Playmobilfiguren mit den unerwünschten Migranten am Rande der Pfarrgemeinde.
.
- Ist schon gut -, sagte der Herr Pfarrer... - aber eine halbnackte Barbie unter den Krippenfiguren hätte nicht sein müssen! -

terça-feira, 2 de novembro de 2010

Extra Austriam non est vita



.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

In der alten alpenländischen Heimat lebende Freunde reagieren meist abweisend auf meine Schreibereien.

Warum wohl?

Kaum schreib ich über irgendein Thema wie "Multikulti" und "Migration" und setz den Text in meinen Blog auf deutsch, oder schicke ihn an einige wenige Freunde und bekannte Autoren, regnet es auch schon bibliographische Tips.

.

Was ich da nicht alles über dieses oder jenes Thema lesen sollte, ehe ich "Drittweltler" mich erdreiste, darüber zu schreiben.

Einer schlug sogar ein Buch mit enorm vielen Tabellen und Fußnoten vor.

Es sollte mir Einblick verschaffen in das Migrationsproblem und die Schwierigkeiten der Integration andersartiger Menschen, also Ausländer, mit anderem Aussehen, anderen Essgewohnheiten und vielleicht sogar mit einer anderen Religion.

.

Dabei gibt gar keine Zweifel!

Die Migranten und Zugereisten müssen die Kultur der Einheimischen assimilieren!

Entweder sie lernen die Sprache und passen sich an die allgemeinen Gepflogenheiten, oder sie hauen wieder ab.

So einfach ist das!

Das Migrationsproblem ist eine Einbahnstraße, und das soll sie auch bleiben!

Ausserdem soll sich diesbezüglich nur jemand äussern dürfen, der in Österreich lebt, wohnhaft und gezwungen ist, täglich die Gegenwart jener "Kopftuchindianer" zu ertragen.

.

Hand aufs Herz, was war doch Wien für ein unscheinbares Kaff, ehe sich Menschen aus den verschiedensten Kronländern dort niederließen?

Wie sehr hat doch die Konfrontation mit dem "Anders Sein" jener Migranten und im Laufe der Zeit zugereisten "Wienern" zur damaligen Hochkultur beigetragen?

Wäre es nicht wünschenwert, wieder einmal ein Schäuferl voll "Anders Sein" und Migrantenbrauchtum nachzulegen?

.

- Bledsinn, des brauchma net! -

- Wir kommen eh alle, alle, alle in den Himmel, weil wir so brav sind... Brav und angepaßt und obrigkeitshörig und politisch korrekt!

Das soll uns einmal so ein Ausländer, so ein Migrant und aus dem Maghreb Zugereister nachmachen! -

- Wenn es schon nicht anders geht und unbdingt sein muß, dann laß wenigstens nur gut ausgebildete Fachleute zu uns kommen, auf daß sie Lohnsteuer und Penionsversicherung zahlen in unserem wunderschönen und katholischen Heimatlande.

Nach der Arbeit sollen sie gefälligst "die Goschn halten" und nicht auffallen.

.

Vielleicht haben meine alten Freunde doch recht.

Vielleicht sollte ich ausser online-Ausgaben Österreichischer Zeitungen auch die Bücher lesen, die sie mir vorgeschlagen haben.

Aber um ganz ehrlich zu sein, habe ich keine Lust dazu.

Selbst wenn ich hier in Nordostbrasilien auf diese Publikationen zurückgreifen könnte, ich würde damit bestimmt keine Zeit verlieren.

.

Vielleicht denke ich, ich verstünde Probleme wie "Multikulti" und "Migration" allein deshalb so gut, weil ich selber Ausländer bin und seit über 40 Jahren im ethnischen und kulturellen Schmelztiegel Brasilien lebe.

segunda-feira, 25 de outubro de 2010

Gedanken über Integration von Migranten
















.
.
.
.
.
.
.
.
Wenn ich meinen Brasilianern hier in Bahia sage, daß wir Österreicher ein Völkermischmasch sind, schauen sie mich verwundert an.
Vielleicht suchen ihre neugierigen Augen sogar ein paar Quadratzentimeter schwarzer Haut auf meinem Körper.
.
Wie weit spielt jenes "anders Aussehen" bei der Integrationsfrage eine Rolle?
Oft bin ich versucht zu denken, die heutigen Einwanderer und Migranten aus armen Ländern sehen uns gar nicht so unähnlich.
Dann nehme ich das Album mit den Fotos aus den Nachkriegsjahren aus dem Bücherschrank und schaue nach.
Dabei stelle fest, daß die Menschen, die gestern aus Rumänien und aus Belutschistan zu uns gekommen sind, genau so ausehen wie wir damals und in den späten 40er und frühen 50er Jahren.
.
Hat das nur mit der Diät in jenen "Schlechten Zeiten" zu tun, oder auch mit der Haltung der Menschen, mit unseren Händen, die damals fortwährend nach Arbeit suchten?
.
Vielleicht sieht unsereiner heutzutage keinem Migranten ähnlich, weil wir alle den Mund voller Zähne haben, gut genährt und sogar ein bisserl übergewichtig sind... und anstatt mit allerlei Objekten beladene Karren schiebend, mit dem "Bike" unterwegs sind...
Auf tadellos gebauten Radwegen, die durch die ganze Alpenlandschaft führen.
.
Wo sind die Volksdeutschen mit ihren breiten Hals - und Kopftüchern und schwarzen Klamotten?
Längst mit den Ureinwohnern vermischt, wie Tonikwasser mit dem Gin in meiner Griffweite.
.
Nur die Viertelstunde Scheinwerferlicht für den neuen Bürgermeister von Piran / Slowenien wird wahrscheinlich etwas länger als 15 Minuten dauern.
.
Als seit 1969 in Brasilien lebender Imigrant, der weiterhin portugiesisch mit österreichischem Akzent spricht, denke ich, daß das Problem der Integration nicht unbedingt am Aussehen oder an der Aussprache der Einwanderer liegt, sondern eher an der Haltung zum Leben der Menschen im Gastland, also an den Einheimischen.
Dabei defilieren vor den Augen meiner Erinnerungen Vater, Mutter und Nachbarn inmitten Garten, Acker und Geflügelstall, unentwegt besorgt, etwas mehr auf den Küchentisch zu zaubern, als das Lohnsäckel imstande war.
.
Wahrlich, wahrlich, zwischen dem Österreicher meiner Kindheit und einem von Mutter Staat verhätscheltem Österreicher von heute scheint ein größerer Unterschied zu sein, ein tieferer Abgrund zu gähnen, als zwischen Migranten aus dem Osten und den aktuellen "Össis".
.
Die Flüchtlinge der 40er Jahre aus der Batschka, aus dem Banat, aus der Bukowina hatten es auch nicht leicht.
Auch sie erlebten starken Widerstand der Einheimischen.
.
Heute scheint die Schwierigkeit der Integration an den Migranten zu liegen, die mit offenen und bestürzten Augen unser verwöhntes und extrem bemuttertes Volk beobachten.
Suppe und Brot akzepteiren sie, aber zu "knieawachn Bochwotlan" wollen sie sich anscheinend nicht bekehren lassen!
.
Perdão! "Nix" für ungut"
.
Salvador, Bahia, Brasilien, genau 55 Jahre nachdem der letzte Besatzungssoldat österreichischen Boden verließ.
.
Reinhard Lackinger

sexta-feira, 15 de outubro de 2010

Reinhard Lackingers Wirtshaus in Brasilien
























































.

.

.
Willkommen in unserem kleinwinzigen Beisl namens Bistrô PortoSol, im seit 1549 bewohnten Strandviertel Porto da Barra in Salvador, Bahia, Brasilien www.reg.combr.net/bistro.htm, wo wir altösterreichische Schmankerl servieren... wie Rollmops, Liptauerkäse, Würste und "Xöchts" mit "Grestn Erdäpfln", Sauer -, oder Blaukraut und scharfem oder süßem Senf, "Schweinshaxn", "Schweinsbrotn" mit Apfelkren, Tafelspitz mit Semmelkren, Rinds - Pilz - Szegediner - und Krumplipáprikás, also Erdäpfelgulasch usw. und zum Nachtisch Powidltascherln... wo ich reinen Wein einschenke und auch gerne austeile... A Blunzn hobi leida net!
.
Die Rezepte stammen von meiner Mutter Aloisia Hatzl Lackinger aus Kapfenberg 1915-2000.

Kulinarisches Wissen, das sie meiner brasilianischen Frau Maria Alice Lopes de Sá Lackinger übermittelte.. und ich selbst, der Beislwirt Reinhard, habe nicht nur den Geschmack der Speisen "einst im Mai 1969" in meinem Hirnkastl, in meiner Seele und in meinen Erinnerungen nach Brasilien mitgebracht, ich habe auch kochen gelernt und postgraduiert in Hotelfach. Jojo unda Augeba bini aaa!
.
Die Dekoration soll an das foyer eines Kinos der 50er Jahre erinnern... und die Soundkulisse besteht aus Schlagern der 50er Jahren mit Hans Albers, Conny, Peter Kraus und Freddy, Chansons von Piaf und Bourvil, Hits von Bill Halley, Elvis, Ella Fitzgerald, Frank, Monkeys, Bee Gees, Rolling Stones, Beatles, Canzone von Adriano Celentano, Rita Pavone, Jazz mit Louis Armstrong, Billie Holliday, Jack Teagarden, Soul von Wilson Pickett, Otis Redding, Blaskapellen aus Oberkrain und Südtirol, Czárdás von Sandor Lakatos, Walzer von Strauss, Schrammelmusik und Kompositionen von unserem Wolfgang Amadé.

Je nachdem welche Speisen serviert werden, hört man im Hintergrund die entsprechende Musik, die die geneigten Gäste in die Epoche und Gegend wiegt, aus der unsere altösterreichischen Speisen stammen. Konflikte bleiben nicht aus!

.
Unsere Gäste kommen aus der gehobenen Schichte Bahias wie Hochschullehrer, Künstler, Musiker, Juristen, Mediziner, Architekten und Urbanisten, Journalisten, Geschäftsleute, aber auch Politiker... hehehe

.
Einer der prominentesten Besucher: der Bierpapst Conrad Seidl, der im November 2009 bei uns war, um Salvador und Bahia mit Lençóis und unser Bier mit extra-Hopfen kennenzulernen!
Siehe die letzten beiden Fotos.
.
Prost
.
Reinhard und Maria Alice Lackinger

terça-feira, 12 de outubro de 2010

Wichtige Information für den Leser dieses Blogs

Wenn ganz unten Postagens mais antigas geschrieben steht, muß der Leser nur auf diese Botschaft auf portugiesisch klicken und schon erscheinen ältere Texte!

Postagens mais antigas bedeutet so viel wie "ältere Eintragungen", oder ältere Texte.

Viel Vergnügen

Reinhard Lackinger
Beislwirt in Salvador, Bahia, Brasilien

Altes Gewerbe in der Neuen Welt


Text von Reinhard Lackinger
.

Als mich die Nachricht ereilte, beim Redakteur von “Der schlaue Brasilienreisende” zwecks Freelancer-Arbeit zu erscheinen, war ich zu aufgekratzt, um Böses zu ahnen.

- Aber Chef -, sagte ich. - Wie soll ich das anstellen? Ich kann mich doch nicht mit so einer Person in aller Öffentlichkeit zeigen lassen…

Mein Diktiergerät zwischen Tellern und Gläsern, auf dem Tisch einer Strandkneipe…

Meine vier Kinder sind im besten Schulalter und meine Frau und ich frequentieren die Kirche Nossa Senhora dos Desvalidos.

Wir genießen den Respekt der Pfarrgemeinschaft.-

- Othúrgames -, sagte der Chef, - sei nicht blöd! Benütze das Telefon! Schließlich geht es hier um ein Interview mit einem Callgirl.-

Die Fragen sorgfältig vorbereitet, die Papierblätter auf das Schreibebrett gezwängt, griff ich nach dem schurlosen Telefon. Die ersten acht Nummern waren besetzt. Aus dem regen Verkehr in den Telefonleitungen schloß ich auf lebhaftes Treiben in anderen Bereichen. Beim neunten Versuch meldete sich bereits nach dem sechzehnten Klingeln eine verschlafene Frauenstimme.

- Guten Tag -, sagte ich. - Mein Name ist Othúrgames José dos Santos Araújo. Ich bin Reporter der neuen virtuellen Zeitschrift “Der schlaue Brasilienreisende”. Ein Informationsblatt für europäische Touristen und Geschäftsleute. Unsere Philosophie besteht darin, dem potentiellen Besucher unseres Landes alles Brasilianische so nahe wie möglich zu bringen… Ein Interview mit einer Begleiterin, einem Scort-Girl, wird Licht auf ein bisher tabuisiertes Thema werfen. Eine Realität, die unserer Meinung nach nicht totgeschwiegen werden darf… Wenn du bitte so nett bist, mir einige Fragen zu beantw… -

“Klick” machte es in der Leitung und ich war wieder alleine und am Anfang meiner Bemühungen. Ich wählte weiter, hörte das Tüten besetzter Telefone, legte auf, suchte neue Nummern aus den Kleinanzeigen der lokalen Tageszeitung. Plötzlich meldete sich eine Männerstimme. Überrascht, mich ertappt fühlend, legte ich auf.
Wildeste Gedanken blitzten durch mein Hirn. Nur nicht der, falsch gewählt zu haben.

Schließlich priesen auf jener Spalte etliche Apollos und Adonis, Herkules und Zulús sowohl ihre unermüdliche Bereitschaft, als auch ihre Maße an.
Einer prahlte sogar mit einer Größe von 25 Zentimentern und ich fragte mich, wie sich wohl jemand anstellte, um zu diesem Resultat zu kommen. Wo wohl der Anfang des Meßbandes angesetzt würde...

Schließlich hörte ich die sanfte Mädchestimme einer zwanzigjährigen Baianerin aus Vitória da Conquista, die auf den wohlkingenden Namen “Leidejane” hörte. Ich suchte pochenden Herzens nach einem Ausweg, um zu vermeiden, daß man mir wieder das Telefon auf die Gabel haute.

Da kam mir eine rettende Idee…

- Oi -, sagte ich. - Ich habe da einen ausländischen Bekannten.
Einen Junggesellen, der kein Wort portugiesisch versteht.
Er möchte diese Nacht nicht alleine verbringen.
Deshalb bat er mich, ihm beim Beschaffen einer weiblichen Begleitung behilflich zu sein.
Darf ich dir diesbezüglich einige Fragen stellen? -

Leidejane: - Selbstverständlich - , flötete die junge Baianerin.

DsB - Was verlangst Du für die ganze Nacht? In der Zeitung steht was von R$ 80,00

Leidejane: - 80 Reais plus Taxi hin und retour sind für zwei Stunden. Für die ganze
Nacht nehme ich R$ 200,00… In welchem Hotel ist denn dein Freund?
Wie heißt er? Ich kenne einen Europäer, der sich Manfred nennt… -

DsB - Hans Wolfgang ist im Diamond Tropical Plaza. Er wartet auf meinen Anruf.
Wie wirst du mit dem Verständigungsproblem fertig, wenn ein Kunde kein
Wort portugiesisch spricht? –

Leidejane: - Ich bin sehr schlau, obwohl ich nicht so professionell bin wie andere
Mädchen. Ich finanziere auf diese Art mein Universitätsstudium verstehst du?
Möchtest du nicht, daß ich dir sage, wie ich aussehe? –

DsB - Ich möchte wissen, wie du dich zu einem fremden Mann ins Bett legen, mit
ihm intim werden kannst, ohne mit ihm auch nur ein Wort zu wechseln? –

Leidejane: - Mimik! Ich rede mit den Händen, mit dem ganzen Körper.
Außerdem weiß ja jeder von uns beiden, was der eine vom anderen erwartet -.

DsB - Hans Wolfgang hat Schweißfüße und den Mundgeruch eines hungrigen Aasgeiers…-

Leidejane: - Ich bringe ihn schon dazu eine Dusche zu nehmen, die Zähne zu putzen.
Möchtest du nicht, daß ich dir sage, wie ich aussehe?
Ich bin eine lichte Morena, 1,65 groß, 59kg schwer, Typ Guitarre, großer Bumbum und
kleine Brüste, lange Haare bis zum Bumbum… Ich mache alles… fast alles. –

DsB - Bestehst du darauf daß er einen Kondom benützt? Ich glaube, er mag keine Präservative… -

Laidejane: - Meinetwegen kann dein Freund vor Schweiß kleben und auch danach riechen, sich kalt und glitschig anfühlen wie ein Fisch.

Dagegen kann ich etwas tun. Aber vor HIV - Übertragung kann ich mich nur schützen, indem ich
von meinen Klienten verlange, daß sie Präservative benutzen.
Ohne Kondom mache ich kein Programm!

DsB - Auch nicht, wenn er deine Gage erhöht?

Leidejane: - Um kein Geld der Welt!

DsB - Und wenn es Hans Wolfgang nicht gelingt, den Gummi überzustreifen?

Leidejane: - Das ist kein Problem. Das kannst du ruhig mir überlassen. Ich habe da meine Tricks…

DsB - Gut, ich werde jetzt Hans Wolfgang anrufen. Ich melde mich später bei dir.

Leidejane: - Sag deinem Freund, daß ich R$ 300,00 verlange. Wegen extrem ungesunder Arbeitsbedingungen.
Stell dir vor, ich ziehe mir einen Fußpilz zu, oder Filzläuse, Milben oder Küchenschaben…

Ich legte as Telefon beiseite, notierte die wichtigsten Punkte.
Nicht zufrieden mit den gesammelten Informationen, rief ich noch bei ein paar anderen Nummern an.
Adriana, eine blonde, 1,73 große und 29 Jahre junge Südbrasilianerin verlangte ganze R$ 600,00 für ein nachtfüllendes Programm, während Mércia, eine vollbusige Mulattin den Preis von 350 Reais nannte.
Bolá, ein 18 Jahre altes afrobrasilianisches Mädchen mit kurzem Kraushaar würde es bei R$ 80,00 belassen.
Damit wieder einmal bewiesen war, daß die Faustregel: je dunkelhäutiger, umso geringer der Lohn, auch im ältesten aller Gewerbe galt.

Abends, wir hatten gerade Besuch, schrillte das Telefon.
Angélica, unsere Kleinste rannte los, hob ab, nannte Namen und Wunsch der anrufenden Person…
Im Laufe des Abends riefen alle an um das Fernbleiben des potentiellen Kunden zu ergründen. Zuerst Leidejane, Bolá dreimal, Mércia und schließlich Adriana.

Ich hatte vollkommen vergessen, daß Telefone heutzutage mit jenen Einrichtungen versehen waren, die die Nummern aller Gesprächspartner, aller erhaltenen Telefonate registrierten.

Es war eine Tragödie, all die Anrufe meiner lieben Ehefrau erklären zu müssen…
Vor den Kindern und vor den wichtigsten Persönlichkeiten unserer Pfarrgemeinschaft einschließlich Pater Hans Wolfgang.



segunda-feira, 4 de outubro de 2010

Die Franziskuskirche von Salvador, Bahia, Basilien



.

.

.

Sei herzlichst zu einer virtuellen Tour durch die goldene Franziskuskirche eingeladen.

ein Mausklick genügt!

Sie führt Dich in jedes Winkerl der Igreja de São Francisco.


http://www.onzeonze.com.br/blog360/toursaofrancisco/index.html

Viel Vergnügen

Reinhard Lackinger

domingo, 3 de outubro de 2010

Österreichische Hochkultur



















.

.



Unsere Westliche Hochkultur.

.

Kaum krieg ich e-Mails von Freunden, mit Berichten von all dem Schönen, das sie im Sommer an glänzenden und nicht unteuren Theater -, Opern -, und Konzertaufführungen erleben durften... von Bregenz bis Mörbisch... ereilt mich ein Anfall ekelhaften Entwicklungsneides.

Ich gebe es auch sofort und stehenden Fußes zu, daß ich mich in solchen Momenten nach Österreich zurücksehne, und daß mir das flair der mitteleuropäischen Kulturszene hier im Nordosten Brasiliens sehr abgeht.

Diese Sehnsucht dauert aber nur wenige Augenblicke und so lange, bis ich mich an den Duft jenes "schtingatn Kas´" unter jeder alpenländischen Käseglocke erinnere.

Dann werde ich auf der Stelle wieder nüchtern und vernünftig.

Meine Freunde wiederum werden meine diesbezüglichen Stänkereien wieder lange weder verdauen noch verzeihen.

Nur einer schreibt zurück und sagt, er würde angesichts meiner garstigen Mail den Appetit auf mitteleuropäische Hochkultur nicht verlieren.
.

Brasilianische Gedanken über unsere "westliche Hochkultur"
.

Österreich, Land der Dome... unzähliger Schlösser und einiger Schauspiel - und Opernhäuser. Zeugen einer Zeit, als das Soziale noch kein Thema war und die weltlichen Herrscher ihr Geld in prunkvollen Palästen anlegten, Architekten, Bildhauer und Maler engagierten... sofern die noblen Herrschaften friedlch waren und ihr Geld nicht in den Krieg gegen böse Nachbarn steckten.

Die Kirchenfürste wiederum ließen sich Dome bauen. Riesige Kirchen und Abteien.

Es wurden auch auf beiden Seiten kompetente Kapellmeister eingestellt und auf den Orgeln strampelten die begabtesten Organisten.

Das war damals und zu Kaisers Zeiten unsere Hochkultur. Der Hof mit allen fürstlichen Speichelleckern durfte seine Freude haben, sich wie im Himmel auf Erden fühlen.
Der Pöbel gaffte derweil mit weit offenem und zahnlosem Maul auf Fresken und Gobelins, sofern ihm das erlaubt war.

Irgendwann gab es dann Bauernkriege. Auch bastelte einer an einer Erfindung, die Guillotine genannt wurde.

Plötzlich sprach jeder von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit.
Aber gleich nachdem etwas mehr als ein Dutzend Menschen verstand, was damit gemeint war, besonnen sie sich und beschlossen, das Ganze auf europäischem Grund und Boden zu belassen. Andere Kontinente wie Afrika und Asien und Lateinamerika wären ohnehin nicht reif für derart hochgeistige Errungenschaften.
.

Heute werden diese Prunkbauten Österreichs kaum noch von Fürsten bewohnt. Vielfach wurden die Schlösser längst in Museen verwandelt, damit der Pöbel weiterhin etwas zu gaffen hat.
Das Ensemble der Schauspiel - und Opernhäuser bezahlt jetzt der Vater Staat. Der Mensch, der sich insgeheim nach der "Guten Alten Zeit" sehnt, ist glücklich, weil er sich bei schöner Musik und erhabenen Schau - und Hörspielen wie am Hofe der blaublütigen und eitlen Noblesse fühlen darf.
Wenn früher der Pöbel durch den Prunk der Reichen eingelullt, für einen Moment seinen Hunger vergaß, so gilt heute das selbe für die "Neue Noblesse".
.

Unser neuer Adel besteht aus einem mit sozialen Zuwendungen vollgestopftem Monster, das mich irgendwie an eine gestopfte Gans, an foie gras erinnert.
Das sieht unsereins an arbeitslosen Staplerfahrern und an Hartz IV-Bezieher, die sich Urlaubsreisen nach Übersee leisten können.
Ein brasilianischer Hochschullehrer kann das nicht.
.

Das hat natürlich nichts mit dem Zerstören anderer Hochkulturen zu tun.

Das hat nichts mit dem Zerstören der Hochkulturen der Azteken, der Inkas der Mayas zu tun.

Nein, im Gegenteil!

Recht geschieht es uns Lateinamerikanern, Afrikanern und Asiaten.

Wir sind ja schuld an der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Sackgasse Europas!

Wir hätten uns nicht von Spaniern, Portugiesen, Holländern, Belgiern, Engländern und Franzosen berauben lassen dürfen...

War es doch unser Gold und unser Silber... waren es doch unsere Diamanten und Smaragde, die einst die eitle Renaissance und später die europäische Industrialisierung finanzierten, Kopf und Herz der Europäer aus dem Gleichgewicht brachten.
.

Heute bedarf es in Österreich vieler schöner Aufführungen, damit der kleine Mann für einen Moment die Ausweglosigkeit vergißt, die makellos gepflasterte Sackgasse, in die das Volk durch die alberne Übersozialisierung getrieben wird.
.

Westliche Hochkultur, wenn wir die "Eroberung" Amerikas und die Kolonialkriminalwirtschaft betrachten, bestand ja fast ausschließlich aus morden und meucheln und rauben... aus "abmurksen" und "fladern", um es derbdeutsch auszudrücken.
.

Wenn wir in Kriesengebiete wie Palästina, Afghanistan oder Irak blicken, drängt sich die Frage auf, womit wir die Hochkultur der "größten Demokratie der Welt", also der Nordamerikaner vergleichen sollen.

Aber so einen "schtingatn Kas" gibt es gar nicht im Universum der Milchderivate.
.

Wie schaut es mit der österreichischen Hochkultur heute wirklich aus?
.

Die Urbanisten und Architekten haben durch unsinnige Fußgängerzonen das restliche Leben aus den Altstadtkernen verbannt und in die Ghettos der Einkaufszentren gertieben.
.

Die Gastronomie verschrieb ihre Seele der nouvelle cuisine. Die paar alpenländischen Schmankerl, die wir nach allem Französischen und Italienischen aus der kiloschweren Speisekarte lesen, sind wegen überfeinertem Firlefanz wie Soufflé, Dressing und Dekoration kaum wiederzuerkennen.
.

Den Interpreten altehrwürdiger Musikstücke geht es an erster Stelle längst nicht mehr um die Freude am Musizieren.

Sie wurden bereits in kalte und blutlose Roboter verwandelt.

Leidende und schmachtende Grimassen und vor Inbrunst zerfliessende Gesichter sind bei unseren Geigern und anderen Solisten immer seltener.
.

Was sich die bildenden Künstler erlauben ist egal. Unser Auge gewöhnt sich mit der Zeit an alles, an jeden Schmarrn... wie unser Geruchssinn an den schimpligsten Quargel...
.

Diejenigen, die weder ein Talent zum Malen, noch ein Gehör für Musik haben, setzen sich halt vor den computer und werden von heute auf morgen zu DichterInnen und BuchautorInnen...
... und wer nichts zu sagen hat und kaum etwas schreibt, wird eben Literaturkritiker... hehehe
.

So sehe ich die europäische Hochkultur von heute. Eingegipst und zubetoniert!
.

Ich wünsche Europa in naher Zukunft möglichst viele Zuwanderer aus armen Ländern wie Afghanistan, Bolivien, Sudan, Mauretanien und Belutschistan.

Einzige Möglichkeit, eine neue Europäische Hochkultur zu schaffen.
.

Uallahu akbar

Reinhard Lackinger
Beislwirt aus Bahia www.reg.combr.net/bistro.htm.







sábado, 2 de outubro de 2010

Freiheit der Tiere









.

.

.

Dr. Heron José de Santana Gordilho ist Staatsanwalt im Bereich Umweltschutz und auch regelmäßiger Gast in unserem Bistrô PortoSol in Salvador, Bahia, Brasilien.

Ich lernte ihn in den 90er Jahren kennen, als er einige der Prozesse übernahm, den unsere Lärmschutz-NGO damals ins Rollen brachte.

Dr. Heron ist Vegan und Präsident der Gesellschaft für die Abolition der Tiere in Brasilien.

Im Gespräch mit ihm regt sich in mir ein leichter Verdacht, daß vielleicht doch etwas steckt hinter dem, was ich Fleischfresser sowie Bratwurst, Schweinshaxen und Rindsgulasch servierender Beislwirt weder verstehe, noch wahrhaben will.

Wie lange lebte die Menschheit unter einem rachesüchtigen, blutrünstigen und nicht besonders Liebem Gott? Wie viele Jahrtausende vergingen zwischen Moses und Johannes dem Täufer und schließlich Jesus Christus, zwischen der Skizze des Alten Testaments und der Frohen Botschaft durch die Lehre Jesu? Wie viele neue Erkenntnisse erhellten den Geist der Menschen, angefangen bei Sokrates und weiter zu Kopernikus und Darwin? Um nur drei Namen zu nennen, die in Heron Gordilhos Texten erscheinen.

Andere wiederum berufen sich erneut auf Thomas Malthus, rechnen haargenau aus, wie viele Mägen gefüllt und Mäuler veganisch und mit pflanzlichen Speisen gesättigt werden könnten, verzichtete man auf nur einen einzigen gemästeten und geschlachteten Ochsen. Die Flatulenz der Ochsenherden seien übrigens schuld an der Erderwärmung und an der Verdünnung der Ozonschicht, bemerken andere.

Ich esse liebend gerne Salat. Besonders warmen Käferbohnensalat mit Kernöl, aber auch Vogerlsalat und natürlich auch Röhrlsalat, die es in Brasilien leider nicht gibt.

Ich sehe schwere Zeiten kommen über die künftigen Generationen der Menschheit, denn "die süßesten Früchte fressen nur die großen Tiere, und weil die Bäume hoch sind"... und da sind uns nicht nur die Elefanten und Giraffen überlegen. Auch die Affen, weil sie besser klettern können.

Bevor wir alle Veganer werden, muß unbedingt ein neuer Charles Darwin her. Denker, die uns beibringen, wie wir uns unter der tierischen Konkurrenz behaupten können, ohne auf ein Wild zu schießen, das sich in unseren Feldern den Magen vollschlägt. Dabei kann von "einem Wild" gar nicht mehr die Rede sein, sondern nur noch von Rudeln von Rehen und Hirschen und Abertausenden von Hasen und Karnickeln... die nur der Fuchs, der Wolf, der Bär vernaschen darf.

Demnächst muß ich mit Dr. Heron José de Santana Gordilho über das menschliche Los angesichts der Löwen, Tiger und anderer Raubtiere sprechen. Über die Grizzlybären, die sich die Lachse Stromschnellen aufwärts bei der Laichzeit ins offene Maul springen lassen, während uns sogar der Kaviar nicht mehr gegönnt wird.

Weder Camembert, Gänseleber, Gamsbart noch Honig. Von einem wollenen Pullover und ledernen Haferlschuhen ganz zu schweigen.

Es wird wohl noch einige Generationen dauern bis der Mensch reif wird fürs Veganische.

Am Rande meines Verständnisses werden Stimmen laut die sagen, es würden im Zirkus schon keine Tiere mehr geduldet, dressiert und hergezeigt... - wie schaut es da mit der Spanischen Hofreitschule aus? - und daß, was den DNA betrifft, Menschenfleisch von dem, von jenem anderer Säuger kaum zu unterscheiden sei... und daß wir Fleischfresser genau genommen Anthropophagen und Kannibalen sind.

Hoffentlich wird es bis zur vollkommenen Befreiung der Tiere keine Menschensklaven und auch keine Kinderarbeit mehr geben auf der Welt. Weder Zwangsarbeit auf Orangen - und Kautschuckplantagen, noch Minderjährige zwischen Dutzenden von Kohlenmeilern. Weder Sechsjährige in Steinbrüchen, Zweijährige auf Müllhalden inmitten Baggern und Aasgeiern, noch Kindern auf dem Strich und zur Prostitution gezwungenen Minderjährigen...

Derweil kaufe ich nur das beste Futter für meinen Schwarm wunderschöner Diskusfische, für meine Neonsalmler und andere Fische, die ich im Aquarium des Bistrô PortoSol halte.

Bistrô PortoSol www.reg.combr.net/bistro.htm

Nachricht aus Salvador, Bahia, Brasilien.

Unlängst fand hier der 2. Internationale Kongress zur Befreiung der Tiere statt.

Da zeigte sich, daß ich mit der Speisekarte unseres Bistrô PortoSol mehr Erfolg habe als mit meinen mehr oder weniger pamphletarischen Texten. Wir bieten in unserem Wirtshaus nämlich über ein Dutzend vegetarischer und veganer Speisen an wie... Erdäpfelschmarrn mit Gemüsesauce oder Blaukraut, Tsatsiki, Salate, Ratatouille, Lescho, Erdäpfelgulasch ohne Wüstchen und Schwammerlgulasch ohne créme fraîche... Es müßte ein Gesetz geben, das alle Restaurante auffordert, Veganisches anzubieten, meinte Dr. Heron José de Santana Gordilho. Eine andere Kongressteilnehmerin meinte, als sie bei uns Geröstete Erdäpfel mit Blaukraut aß, daß sie als Veganerin vis à vis beim Italiener nur eine Wahl, nur eine Option hätte: spaghetti al sugo!

quarta-feira, 29 de setembro de 2010

Über lesen und Sex





.
.
.
.
.
.
Beim Schreiben einer elektronischen Botschaft an meinen alten Kapfenberger Freund Heli Türk kam mir der lustige Gedanke, lesen mit Sex zu vergleichen, beide Genüsse miteinander zu verbinden.
.
Normalerweise beginnt der Mensch sich der Lektur zu widmen, ehe Sex ein Thema ist.
.
Bei mir war es jedenfalls so, schnüffelte nebenbei im Mittelschulatlas meines Bruders, stieß dabei auf Kuriositäten, von denen sich unsereins in Kapfenberg gar nicht zu träumen wagte.
Entweder war die Stadt zu klein, die Mürz zu seicht, die Polizei zu streng... und der brav aufgeforstete Fichtenwald glich dem Dickicht des Regenwaldes wie Mürzbogen einer Favela, oder so.
Mit anderen Worten... am Anfang, noch in der Volkschule, als mir die Buchstaben so langsam vertraut wurden, war ich kein anspruchsvoller Leser.
Ich verschlang was da vor mir auf dem Küchentisch lag. Bäckerstolz, Lukullus, Stadt Gottes.
Später, bereits mit dem gelben Büchel der Städtischen Leihbücherei Nr. 660 in der Hand, wurde ich wählerischer... mà non troppo!
Insgeheim schämte ich mich, weil neben sogenannten seriösen Werken immer wieder Pipi Langstrumpf und andere Kinderbücher registriert erschienen... Willkommene Escapes aus den familiären Spannungen der Zimmerküchewohnung.
Immer und immer wieder wurden die selben alten und so so oft gelesenen Schmöker aus der Bücherstellage geholt...
.
Nicht minder "unwählerisch" ging es in meinem, bereits mit komischen Hormonen bereicherten Blutkreislauf vor.
Oft genügten ein paar Zentimeter weibliche Waden, die zwischen Wintermantel und Stiefel hervorguckten, um mich kurzerhands und eigenhändig zu beflecken.
Vom eng anliegenden Trikot der Schwimmerinnen im Hallenbad ganz zu schweigen.
.
Damals ging ich fast öfter beichten als duschen.
Waschlappen flattern in meinen obersteirischen Erinnerungen wie weisse Tauben bei Friedensdemonstrationen.
.
Dann wurde ich aber wirklich wählerisch, las nur noch Autoren wie Hemingway, Graham Greene, zwischendurch einen Krimivon Ernst Hammer, aber auch Steinbeck, Orwell und liebte die Liebe, die platonische, und blieb wochenlang sündenfrei... jedenfalls was das 6. Gebot anbelangte... und wie ich das zu beurteilen und abzuschätzen wußte... anhand Beicht - und Samenspiegels.
.
Im Ausland war es dann, als hätte ich zu schnell weitergeblättert. In Köln und Umgebung war ich "de Uhslända" und bald bemerkte ich, daß mein obersteirischer Akzent Wunder wirkte.
Ich las sehr wenig damals! Höchstens Bücher über Brasilien, mein Einsatzland als Entwicklungshelfer.
.
In Portugal und während des Sprachkurses lag gerade Salazar im Sterben.
Damals schien mir, als ob kein einziger Portugiese es wagte, an Sex zu denken.
Der portugiesische Unterricht fand in der Bibliothek der deutschen Gemeinde statt.
Ich las in Oswald Spenglers Werken und holte mir den ersten Floh meines Lebens. Er war rot!
.
Während der Schiffsreise nach Rio de Janeiro war Klopapier das Einzige, was ich in Form von Vegetalfaser berührte. Ich kam als Mumie zum Maskenball.
.
In meinem Einsatzort am letzen Ende der Welt und inmitten eines Jurassic Parks oder einer Gravur con Lucas Cranach angelangt, griff ich wieder zu Büchern, aber auch an die Schenkel und Brüste der Lehrerin, die die Kleinen der Landarbeiter betreute... unten in der weit weniger keuschen Ansiedlung im Vergleich zum Zisterzienserkloster oben am Hügel, wo ich eine unwirtliche Zelle bewohnte.
.
Damals und 1969 bis 1970 las ich die mir von meiner Grazer Freundin Ita eschenkten Bücher von Henry Miller und die vom Aldous Huxley, die mir mein Bruder schickte... am Ende der Stadtgemeinde namens Mundo Novo = Neue Welt. Bosheit des Lebens...
Die an einen Keuschheitsgürtel erinnernden Lebensbedingungen verhinderten möglicherweise Schlimmeres, selbst wenn ich Samstag morgens die Zwangsjacke meines Einsatzortes auf Pferdesrücken verließ, das Wochenende bei Freunden und Freundinnen in Mundo Novo und Rui Barosa verbrachte und erst Sonntag nachts zurückkehrte, weil der Gaul den Weg viel besser kannte als ich...
.
Ausgestiegen und ohne Nabelschnur zu Österreich in Salvador, Bahia, war Deutsches für mich wie das Kruzifix für die Kapfenberger antiklerikalen Proleten.
.
Mein Portugiesisch reichte noch nicht für das damals erschienene Buch von Jorge Amado: "Tenda dos Milagres"
.
Irgendwann glich sich Sex mit dem Lesen aus, vertrugen sich diese beiden Laster in mir.
.
Mit der Zeit wurde ich immer wählerischer und aspruchsvoller. Keine flüchtigen Abenteuer mehr mit Studienkolleginnen oder mit den Sekretärinnen anderer Kollegen.
.
Mit dem Lesen geht es mir heute genauso.
Gestern ereilte mich ein neuer Aufsatz vom Eduardo Galeano, Autor der "Offenen Adern Lateinamerikas".
Heute erst wurde ich mit einem östereichischen Kriminalroman fertig, den ich vor Weihnachten von einem Freund aus Österreich zugeschickt bekam.
Ich brauchte so lange mit dem Krimi, weil ich ihn nur las, während ich morgens die Verdauung beende... und das geht sehr schnell bei mir. Zwei Winde und nach drei Minuen ist es geschehen und schiebe die Akryltür hintger mir zu und ich stehe schon unter der Dusche.
Dabei wundere ich mich, wie es da zu einem STEIFEN kommen kann... Zu einem steifen Umlschlag, meine ich.
Einen Hard Cover verdient meiner unbescheidenen Meinung nach nur ein Buch, das man vielleicht noch einmal in die Hand nehmen will um darin zu schmökern. Alfred Komareks "Polt" werde ich bestimmt nicht mehr angreifen. Dazu ist mir das Papier zu spröde.
.
Irgendwann wird vielleicht auch bei mir das Interesse am weiblichen Geschlecht geringer werden und versiegen... wenn ich das erlebe und so alt werde wie Johannes Heesters.
.
Was deutschsprachige Literatur betrifft, hilft beimir kein Viagra mehr, weder Levitra noch Cialis.
Deuschsprachige Literatur der letzten Jahre ist so interessant wie ein dreijähriger Fichtenwald, wie eine Gondel beim Interspar.